Mehr als 150000 Euro für über 100 Projekte
– Interview aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der Bürgerstiftung –
Die Bürgerstiftung ist im vergangenen Jahr zehn Jahre alt geworden. Die geplante Geburtstagsfeier mit den Billerbecker Bürgern musste coronabedingt abgesagt werden. Aus Anlass des Zehn jährigen führte unser Redaktionsmitarbeiter Uwe Goerlich mit dem Gründungs-Vorsitzenden Günter Idelmann sowie dem neuen Vorstandsmitglied Martin Braun das folgende Interview über das Wesen der Stiftung und ihre Projekte.
Auf welche Höhepunkte hätten Sie bei der Feier im vergangenen Jahr denn besonders gerne zurückgeblickt Herr Idelmann?
Idelmann: Schwer zu sagen, ich habe mich immer über die Vielzahl der sehr unterschiedlichen Ideen gefreut, die uns von aktiven Menschen vorgestellt werden. Nachdem die Gründung der Bürgerstiftung Billerbeck von überraschend vielen Bürgern auf ein breites Fundament gestellt wurde, haben wir mit kleinen Projekten begonnen, es war ja nicht viel Geld in der Kasse, das wir ausgeben konnten. Hier nenne ich beispielhaft die Materialfächer, die an bei den Grundschulstandorten angeschafft werden konnten, die aus ersten Spenden finanziert wurden. Soziale Unterstützung, insbesondere für hilfsbedürftige Personen und Familien, leisten wir seit Jahren durch Mittel, die uns aus der Frielingschen Armenstiftung zugeführt werden. Ein Erfolg war in diesem Bereich ein Deutschkurs für geflüchtete Menschen.
Eine gute Einnahmequelle für Projekte der Bürgerstiftung ist ja der 2013 mit großem Erfolg eingeführte Adventskalender, womit dann mehr Hilfen möglich wurden.
Idelmann: In der Tat führte das dazu, auch zahlreiche andere Projekte unterstützen zu können. Hier nenne ich gerne als Beispiele die Leselandschaft an der Gemeinschaftsschule, die Digitalisierung des Kommunalen Kinos, das E-Lastenfahrrad für den IBP oder die Installation einer E-Ladesäule am Bahnhof.
Bringen Sie doch bitte das Anliegen der Bürgerstiftung kurz und einfach gefasst auf den Punkt!
Braun: Die Bürgerstiftung hilft Vereinen und Organisationen, aber auch Privatpersonen in Billerbeck, bestimmte Anliegen durch eine anteilige Finanzierung zu ermöglichen, wenn diese Projekte im Einklang mit den in der Satzung bestimmten Zwecken der Stiftung sind. Dabei geht es im Wesentlichen um Jugend und Altenhilfe, Bildung und Erziehung, Kultur, Kunst und Denkmalpflege, Umwelt-, Naturschutz und Landschaftspflege sowie die Unterstützung hilfsbedürftiger Familien und Personen.
Helfen heißt häufig, finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, damit Projekte realisiert werden können. Wie viel Geld haben Sie denn in den letzten zehn Jahren fürs Allgemeinwohl zur Verfügung stellen können?
Idelmann: Insgesamt haben wir in den ersten zehn Jahren mehr als 150 000 Euro in über 100 Projekte und Förderungen fließen lassen und damit viel Freude und sinnvolle Aktivitäten entfacht.
Gerne haben wir aber auch die Gründung des Domkontors von Anfang an unterstützt, dafür aber übrigens keinen Euro ausgegeben. Hier haben wir stattdessen viel Zeit und Geduld in den Aufbau investiert.
Und was waren die wohl größten und aufwändigsten Projekte?
Idelmann: Nun ja, in den ersten Jahren haben wir das Projekt „wellcome“ in Billerbeck ermöglicht und damit junge Familien nach der Geburt eines Kindes unterstützt. In der Grundschule fördern wir seit Jahren ‘Schule macht Musik, Musik macht Schule’ und ‘Klasse 2000’. Neben Unterstützungen in den Bereichen Schach, Tischtennis, Trampolin und Tennis, haben wir auch kräftig mit in den Kunstrasenplatz investiert. Durch eine große zweckgebundene Spende konnten wir den Film „Herzlich, Dein Billerbeck“ präsentieren, um einige wesentliche Projektbeispiele zu nennen.
Anlässlich des zehnjährigen Bestehens haben Sie im vergangenen Jahr einen Wettbewerb gestartet, mit dem Sie als Stiftung förderwürdige Projekte ermöglichen oder unterstützen wollten. Waren Sie mit der Resonanz zufrieden?
Braun: Der 10 mal 1000-Euro-Projektideen Wettbewerb war eine Idee des Vorstands, um insbe sondere Aktionen und Veranstaltungen zu ermöglichen, die einen Ersatz für Corona-Pandemie-bedingte Absagen schaffen wollten. Wir haben unseren Förderantrag zu diesem Zweck vereinfacht und sind mit der Resonanz, die Anzahl und die Vielfalt der eingereichten Ideen betreffend, sehr zufrieden.
Dann sagen Sie doch bitte was zu den Anträgen, die im Rahmen des Wettbewerbs berücksichtigt werden konnten.
Braun: Beispielsweise unterstützten wir die Freilichtbühne bei den notwendigen Änderungen, die die Verlegung des Stückes ‘Aufguss’ auf die große Bühne nach sich zog, genauso halfen wir bei zwei Open-Air-Veranstaltungen des Vereins IBP am Bahnhof. Ein von uns mitorganisiertes Wald- und Wiesenkonzert mit dem Sebastian-Netta Trio, bei dem auch Mitglieder des Billerbecker Chores Stagefever auftraten, war am ‘Wahlsonntag’ Mitte September sehr gut besucht. Der Lauftreff Haus Baumgarten freut sich über neue Laufjacken und Rotraud Ilisch über einen Scanner, mit dem sie alte
Ausgaben des Billerbecker Anzeigers aus ihrem Privatarchiv digitalisieren und später der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen kann.
Was tun, wenn man noch eine förderwürdige Idee hat und noch nicht zum Zuge kam?
Braun: Ganz unabhängig von diesem Ideenwettbewerb kann jede gute Initiative mit der Bitte um Unterstützung an uns herangetragen werden, die in das genannte Schema passt. Wir möchten das ehren amtliche Engagement breit unterstützen, unsere Satzung gibt uns hierfür einen großen Spielraum. Einen Antrag sollte man daher auf jeden Fall versuchen, dabei geben wir auch gerne Hilfe stellungen.
Ein sehr beliebtes Angebot der Bürgerstiftung ist wie erwähnt seit 2013 der Adventskalender, um Mittel zum Wohle der Gesellschaft zu generieren. Dankenswerterweise beteiligen sich zahlreiche hiesige Geschäfte und Unternehmen als Sponsoren. Wie lief denn das ohnehin schon sehr aufwändige Projekt im Schatten von Corona?
Idelmann: Tatsächlich haben wir die Adventskalender-Aktion nicht nur durch die Einschränkungen der Corona-Schutzverordnung, sondern auch durch einen personellen Wechsel im Team vollständig neu organisiert. Spannend war, ob in dieser schwierigen Zeit die Unternehmen bereit sein würden, uns wieder großzügig zu unterstützen. Hier wurden wir positiv überrascht. Die große Bereitschaft der Firmen, den Adventskalender auch in schwierigen Zeiten zu unterstützen, hat uns begeistert.
Wie funktionierten denn in dem Zusammenhang die Neuerungen?
Idelmann: Die neu eingeführte Möglichkeit, Kalender per E-Mail vorzubestellen, wurde sehr gut angenommen, was uns andererseits auch ein sehr hohes E-Mail-Aufkommen bescherte. Dasselbe gilt für unsere Entscheidung, kurzfristig eine Auslieferung der vorbestellten Kalender im Stadtgebiet Billerbeck anzubieten. Durch diese Maßnahmen konnten Warteschlangen bei der Abholung der Kalender im einLaden vermieden werden. Unser Dank gilt dem einLaden-Team und den Botinnen, die den Großteil der Kalenderauslieferung übernommen haben.
Die Bürgerstiftung besteht ja aus einem mehrköpfigen Stiftungsrat – einer Art Aufsichtsrat – und einem Vorstand, der die Geschäfte führt und über Projekte entscheidet. Sie, Herr Braun, sind ja neu in den Vorstand gekommen. Verraten Sie uns etwas über die Weise, wie der Vorstand arbeitet und wo Sie Ihre Aufgabe im kommenden Jahr sehen?
Braun: Wir treffen uns einmal im Monat zu einer Vorstandssitzung, derzeit meistens per Videokonferenz. Dabei besprechen wir aktuelle Themen, Förderanträge, über die abgestimmt wird, den Fortschritt einzelner langlaufender Projekte, die Vorstandsmitglieder individuell betreuen. Ein wichtiges Feld ist zudem die Dokumentation sowie die Pressearbeit, denn Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiger Faktor.
Denken Sie, dass die Bürgerstiftung in der Bürgerschaft gut genug bekannt ist?
Braun: Die Bürgerstiftung ist durch den Adventskalender, das Wintermahl und den Bürgerbrunch in normalen Zeiten mehrfach im Jahr präsent. Es gibt aber eine Reihe von Ideen, wie die Arbeit der Bürgerstiftung und ihre Möglichkeiten noch intensiver im Bewusstsein der Billerbecker verankert werden kann. Im Rahmen einer Klausurtagung des Vorstands, die wir in Kürze durchführen möchten, werden wir besprechen, wie diese Ideen umgesetzt werden können. Meine Aufgabe wird es sein, in diesem Prozess nicht nur Impulse zu geben, sondern auch die Umsetzung der Ideen aktiv mitzugestalten.
:Wer selber Stifter werden, die Projektarbeit der Bürgerstiftung unterstützen oder Fördergelder beantragen möchte, kann sich an die Bürgerstiftung Billerbeck, Schmiedestr 35, 48727 Billerbeck, Telefon 0157 36 80 10 69, E-Mail: info@buergerstiftung-billerbeck.de wenden.
| www.buergerstiftung-billerbeck.de
Zu den Personen
Günter Idelmann, Jahrgang 1964, aufgewachsen auf der Beerlage, ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Töchtern. Pharmaziestudium in Berlin, als Apotheker seit 1995 in der Ludgeri-Apotheke tätig, seit 2003 Inhaber. „Verlässliche, verantwortungsbewusste und nachhaltige Unterstützung“ sind die Grundsätze seiner Arbeit für die Bürgerstiftung. Idelmann ist seit Gründung der Bürgerstiftung Vorsitzen der des Vorstandes.
Martin Braun, Jahrgang 1961, verheiratet, ein Sohn. Geboren und aufgewachsen in Siegen, wohnt seit 1996 in Billerbeck. Nach einer Ausbildung zum Diplom-Betriebswirt an der Berufsakademie Stuttgart war er mehr als 35 Jahre bei einem amerikanischen Computerhersteller beschäftigt. Mit seinem Engagement in der Bürgerstiftung möchte er dabei helfen, die Arbeit verschiedener Gruppen und Vereine, die das Zusammenleben in Billerbeck aktiv mitgestalten, zu unterstützen und zu fördern. Braun rückte im Jahr 2020 nach dem Ausscheiden von Ulla Ewelt in den Vorstand nach.
Allgemeine Zeitung | Billerbeck