Per Drohne und Helferteam Kitze retten
Ein klarer Morgen bei beginnendem Sonnenaufgang Mitte Mai. Auf der Fläche, die im Laufe des Vormittags abgemäht werden soll, ist noch alles ruhig und die Vögel fangen gerade an zu zwitschern. Lars Wagner gibt über seine Fernbedienung der Drohne vor, wie hoch, wie weit, mit welcher Überlappung und Geschwindigkeit sie die Fläche überfliegen soll. Er ist gemeinsam mit einem Helferteam, im Auftrag des Hegerings Billerbeck unterwegs, um Rehkitze aufzufinden und in Sicherheit zu bringen. Diese werden von ihren Müttern (Ricken) zum Schutz vor Feinden, wie Fuchs und Greifvögeln, für einige Zeit im Feld zurückgelassen. Wie andere Hegeringe, die der Kreisjägerschaft Coesfeld angehören, hat auch der Hegering Billerbeck dank einer großzügigen Unterstützung durch die Bürgerstiftung Billerbeck und der Sparkassenstiftung eine Drohne anschaffen können. Die es den Landwirten und dem Hegering erheblich einfacher macht, die Bestimmungen des Tierschutzgesetzes einzuhalten. Wo früher eine, insbesondere auf größeren Flächen sehr zeitaufwendige Suche, mit ausgebildeten Hunden und Hundeführern notwendig war, braucht man mit der Drohne heute bei einer Fläche von 10 Hektar (14 Fussballfelder) ca. eine Stunde, wobei die reine Flugzeit nur wenige Minuten dauert. Ein ausgebildeter Drohnenpilot, der über die notwendige Lizenz des Luftfahrtbundesamtes verfügt, beobachtet das überflogene Gebiet auf dem Bildschirm der Fernbedienung mithilfe der Wärmebildkamera. Er ist jederzeit in der Lage, die in 80 Metern Höhe fliegende Drohne bei einer Wärmequelle anzuhalten. Diese wird mit einer Zoom-fähigen Weitwinkelkamera überprüft, um Kitze und andere Lebewesen, wie Hasen und Gelege zu identifizieren. Wenn ein Kitz gefunden wird, werden die Koordinaten der Fundstelle an das Helferteam übermittelt. Die Helfer, die mindestens zu zweit unterwegs sind, tragen Einmalhandschuhe und setzen die jungen Kitze, die „drücken“, d.h. nicht fliehen, mit Grasbüscheln bewehrt in eine Kiste. Sie werden außerhalb der für die Mahd vorgesehenen Fläche wieder ausgesetzt. Bei dieser Aktion muss man sich aber keine Sorgen um die Kitze machen. Die Ricken finden ihre Kitze durch das Fiepen (rufen) immer wieder. Natürlich darf nicht jeder, der meint, eine Drohne steuern zu können, auf eigene Faust versuchen, Kitze aufzuspüren und zu „retten“. Die Kitzretter des Hegerings haben eine schriftliche Erlaubnis des jeweiligen Revierinhabers, um nicht der Wilderei beschuldigt zu werden und müssen ihre Aktivitäten detailliert dokumentieren. Auf diese Weise können beachtliche Zahlen nachgewiesen werden: in diesem Jahr sind an bisher 10 Tagen (die Saison hat erst Ende April begonnen) von 111 Helfern (davon 75 aus Billerbeck) schon 165 Stunden ehrenamtliche Arbeit investiert worden. Dabei wurden bisher 14 Kitze auf einer Fläche von insgesamt ca. 300 Hektar gefunden und gesichert. Hiervon profitieren die Landwirte, die nachweisen müssen, dass kein Tier in dem von ihnen bewirtschafteten Gelände zu Schaden kommt. Eine Bitte des Hegerings, fassen sie bitte keine Kitze an die sie alleine in der Wiese finden. Die Ricke würde sie durch den Menschengeruch abstoßen und diese würden jämmerlich verhungern. Die Mitglieder des Hegerings sind sehr froh, dass ihnen die Anschaffung der Drohne ermöglicht wurde und bedankten sich mit einer Vorführung bei den Vertretern der beiden Stiftungen.
V.l.n.r.: Christoff Weitkamp, Felix Schulze Eistrup, Stefan Kock (alle Hegering), Christian Frieling (Sparkassenstiftung), Dirk Benning (Bürgerstiftung), Lars Wagner (Hegering), Dr. Alfred Knierim, Martin Braun (Bürgerstiftung), Mariano von Plettenberg (Hegering), Heiko Hüntemann (Sparkassenstiftung)
Foto: Bürgerstiftung